Baumschnitt im Herbst: Vorbereitung auf den Winter
Auch im Garten gilt: Vorbeugen ist besser als Nachsorgen. Im breiten Spektrum der Gartenarbeiten zählt der Baumschnitt zu den wiederkehrenden Maßnahmen, die im Herbst durchgeführt werden können. Während sich Bäume von alleine auf den Winter vorbereiten, können Gartenbesitzer sie dabei zusätzlich unterstützen. Indem sie ihre Bäume rechtzeitig schneiden, hat dies nicht nur Vorteile für ein schöneres Erscheinungsbild, sondern auch für die Vitalität, Entwicklung und Sicherheit der Gehölze im kommenden Jahr.
- Vorteile der Überwinterung bei Bäumen
- Häufige Baumschnitt-Arten im Überblick
- Welche Bäume darf man im Herbst nicht schneiden?
- Nachhaltige Verwertung vom Grünschnitt
Vorteile der Überwinterung bei Bäumen
Je kühler und kürzer die Tage werden, desto langsamer wird der Stoffwechsel der Bäume. Bis sie in die sogenannte „Dormanz“ (Winterruhe) eintreten, füllen sie ihre Nährstoffspeicher auf und sparen überall wo möglich Kraft ein. Zu ihrer Vorbereitung auf den Winter gehört unter anderem, dass sie ihr Laub abwerfen, um ihren Wasserbedarf zu senken. Die eingelagerten Zucker- und Proteinverbindungen dienen dabei als natürliches Frostschutzmittel. Dieser natürliche Prozess kann durch den Baumschnitt im Herbst unterstützt werden. Diese Form der saisonalen Baumpflege bietet zahlreiche Vorteile:
- verbesserte Verteilung der Energiereserven
- gesteuerter Austrieb im kommenden Jahr
- Vorbeugung möglicher Fehlentwicklungen in der Krone
- Entfernung bruchgefährdeter Baumteile
- erhöhter Ertrag bei Obstbäumen im nächsten Jahr
- Gewinnung frischen Mulch- und Kompostmaterials
Der Erhalt jedes Baumteils kostet Energie. Wird ein Teil nicht benötigt – beispielsweise Konkurrenztriebe oder Äste, die zu tief über Verkehrswege ragen – kann es entfernt werden. Auf diesem Wege stehen dem Baum mehr Nährstoffe für die Überwinterung zur Verfügung. Trotzdem sollte man davon absehen, Bäume zu schneiden, sobald die Temperaturen unter Minus 5° Celsius fallen, um Frostschäden zu vermeiden.
Häufige Baumschnitt-Arten im Überblick
Egal, ob im Herbst oder zu einer anderen Zeit: Der Baumschnitt sollte gut überlegt und auf das Gehölz abgestimmt sein. Deshalb sollte man sich im Voraus ein Bild vom Baum, dessen Zustand, Bedürfnissen und dem angestrebten Ergebnis machen. Auf diese Weise fällt es leichter, eine passende Schnittmaßnahme auszuwählen. Der Form- und Pflegeschnitt, die Totholzentfernung, der Obstbaumschnitt sowie der Radikalschnitt zählen hier zu den häufigsten Optionen, die in der herbstlichen Baumpflege umgesetzt werden.
Form- und Pflegeschnitt
Weil der Form- und Pflegeschnitt nur einen geringfügigen Eingriff darstellt, ist er ganzjährig erlaubt. In der Regel wird er an voll ausgebildeten Bäumen angewandt, um den jährlichen Zuwachs zu entfernen und die Kronenform beizubehalten. Bei niedrigen Bäume mit geringem Zuwachs reicht oft eine einfache Baumschere als Werkzeug aus. Möchte man größere Bäume mit etwas dickeren Ästen schneiden, bieten sich Astscheren oder Sägen mit verlängerbarem Teleskoparm als praktische Hilfsmittel an.
Totholzentfernung
Das Entfernen von abgestorbenem oder krankem Holz sorgt für rundum vitalere Bäume. Betroffene Baumteile erkennt man daran, dass sie kein Laub mehr ausbilden. Dementsprechend sollte dieser Baumschnitt möglichst im frühen Herbst erfolgen, solange die Bäume noch Blätter tragen. Die Totholzentfernung dient dazu, ein gleichmäßiges Erscheinungsbild der Krone zu gewährleisten, aber vor allem Eintrittspforten für Krankheiten und Schädlinge zu beseitigen. Abgestorbene Äste haben zudem ein erhöhtes Bruchrisiko. Demzufolge werden durch die Totholzentfernung potentielle Gefahrenquellen beseitigt.
Obstbaumschnitt
Unter den Obstbaumschnitt fallen alle Schnittmaßnahmen, die zu einer ertragreicheren Ernte beitragen. Dabei kann es sich um die Entfernung weniger Wasserschosse, die Totholzentfernung bis hin zur Einkürzung einer überwachsenen Krone handeln. Hier ist es wichtig, dass das vitale Fruchtholz erhalten und eine gute Lichtversorgung bis in das Kroneninnere sichergestellt wird. Dementsprechend sollte man Konkurrenztriebe, abgestorbene Baumteile und ungewünschten Zuwachs vom Baum schneiden.
Radikalschnitt
Wie sein Name bereits andeutet, ist der Radikalschnitt eine tiefgreifende Maßnahme. Er kommt oft dann zur Anwendung, wenn der Baum verjüngt werden soll. Dabei werden Baumteile entfernt, deren Umfang mehr als 15 Zentimeter beträgt. Dies ist der beispielsweise der Fall, wenn die Baumpflege über einen längeren Zeitraum vernachlässigt wurde oder der Baum ein hohes Alter aufweist. Mit dem Radikalschnitt wird die Krone wieder in die gewünschte Form gebracht, um in den nächsten Jahren sicher und kontrolliert zu wachsen. Aufgrund des größeren Astumfangs kann hier der Einsatz einer Motorsäge notwendig sein.
Welche Bäume darf man im Herbst nicht schneiden?
Jede Gehölzart stellt eigene Anforderungen an ihre Baumpflege. Zudem müssen gesetzliche Vorgaben berücksichtigt werden, die sich von Gemeinde zu Gemeinde unterscheiden. So ist der erwähnte Radikalschnitt gemäß Bundesnaturschutzgesetz nur zwischen dem 01. Oktober bis Ende Februar erlaubt. Bei geschützten Bäumen ist zudem zu beachten, dass auch bei einer Not- und Gefahrenfällung in diesem Zeitraum eine behördliche Genehmigung erforderlich ist.
In Abhängigkeit von der Baumart sollte man folgende Bäume nicht im Herbst schneiden:
- Laubbäume: Rotbuche, Ahorn, Eiche
- Nadelbäume: Fichte, Tanne
- Steinobstbäume: Pfirsich, Kirsche, Pflaume
- Heckengehölze: Buchsbaum, Kirschlorbeer
Während bestimmte Nadel- und Laubbäume allgemein wenig schnittverträglich sind, können andere Baumsorten wie Steinobstbäume die Wunden nicht schnell genug vor dem Winter verschließen. Hier ist es besser, die Maßnahmen im Frühjahr oder Sommer durchzuführen.
Der pflegende Baumschnitt im Herbst ist wiederum an solchen Arten vorteilhaft, die im Sommer einen vergleichsweise hohen Saftdruck aufweisen. Zum Winter hin verringert sich der Druck, wodurch weniger Feuchtigkeit verloren geht. Beispiele dafür sind Birken, Pappeln, Walnüsse oder Goldregen.
Nachhaltige Verwertung vom Grünschnitt
Durch den Baumschnitt im Herbst fördert man einerseits die Baumvitalität. Andererseits fällt auch einiges an Schnittgut an. Vor allem, wenn man gleich mehrere Bäume schneiden möchte. Statt den Grünschnitt zu entsorgen, kann man ihn im Garten anderweitig verwerten.
Die erste Möglichkeit besteht darin, Laub und feine Zweige als wärmende Mulchdecke rund um den Stamm anzulegen. Diese schützt im Winter vor Frost und speichert Feuchtigkeit im Boden. Während der Grünschnitt nach und nach kompostiert, gibt er wichtige Nährstoffe in das Erdreich ab. Größere Baumteile wie Äste bieten sich dazu an, eine Benjeshecke als praktischen Sichtschutz zu errichten. Solche Naturzäune werden auch häufig von Tieren wie Igeln zur Überwinterung genutzt. Letztlich eignen sich die abgeschnittenen Baumteile – nach entsprechender Trocknung – auch dazu, um den eigenen Kaminofen zu beheizen.
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