Kronenpflege: Den Kronenschnitt richtig planen
Einfach mal Äste kürzen? So simpel ist es leider doch nicht. Der Kronenschnitt ist das grundlegende Instrument der regelmäßigen Kronenpflege und umfasst unterschiedliche Maßnahmen. Dabei kommt es nicht nur auf das „Wie“, sondern auch auf das „Was“ und „Wann“ an. Der Baumschnitt verfolgt immer ein konkretes, baumerhaltendes Anliegen. Sei es zur Förderung der Vitalität, zur Vermeidung von Bruchschäden, zur Sicherstellung der Verkehrssicherheit oder zur Korrektur von Fehlentwicklungen. Fachgerechte Baumkronenpflege bedeutet daher: Individuell abgestimmtes Handeln unter Berücksichtigung der natürlichen Wuchsform und der langfristigen Baumgesundheit.
- Erst Ziel setzen, dann die Baumkrone schneiden
- Die ZTV-Baumpflege als fachlicher Richtungsweiser
- Wuchsform und Zeitpunkt beim Kronenpflegeschnitt
- Abgrenzung zu stark eingreifenden Maßnahmen
Erst Ziel setzen, dann die Baumkrone schneiden
Bäume entwickeln ihre Krone über Jahrzehnte. Doch nicht jeder Ast wächst günstig oder bleibt gesund. Ohne eine regelmäßige Baumpflege können daraus Risiken für den Baum und seine Umgebung entstehen. Dementsprechend erfüllt die Kronenpflege einen vorbeugenden Zweck. Mit einem gezielten Kronenschnitt werden Äste entfernt, die gebrochen, krank, absterben oder bereits tot sind, sich kreuzen, reiben oder eine unerwünschte Entwicklung herbeiführen würden.
Wer eine Baumkrone richtig beschneiden will, sollte nicht einfach loslegen. Eine klare Planung anhand der folgenden Indikatoren hilft dabei, gezielt bei der Pflege der Krone vorzugehen.
Bildung von V-Zwieseln:
V-Zwiesel sind enge Gabelungen, bei denen zwei Äste in einem spitzen Winkel aus dem Stamm wachsen. Sie neigen dazu, instabil zu sein und können ausbrechen, da sich im engen Winkel Spannungen aufbauen. Um spätere Bruchgefahr zu vermeiden, sollte deren Bildung durch einen rechtzeitigen Kronenschnitt abgewandt werden.
Reibende und sich kreuzende Äste:
Äste, die sich kreuzen oder aneinander reiben, verletzen sich gegenseitig. Dies schafft Eintrittspforten für Pilze und Krankheitserreger und kann langfristig zur Schwächung des gesamten Baumes führen. Dem beugt das Beschneiden der Krone vor, indem einer der Äste entfernt wird.
Erkrankte Äste:
Krankheiten, wie beispielsweise das Eschentriebsterben, können sich auf andere Teile des Baumes ausbreiten. Um Baumkronen bestmöglich zu pflegen, ist das frühzeitige Entfernen erkrankter Äste wichtig, um eine Ausweitung zu verhindern.
Tote und absterbende Äste:
Abgestorbene oder absterbende Äste können ein Sicherheitsrisiko darstellen, da ihre Stabilität beeinträchtigt ist. Sie bieten außerdem einen Nährboden für Schädlinge und Krankheiten. Hier trägt ein Kronenpflegeschnitt sowohl zum Schutz des Baumes als auch seines Umfelds bei.
Gebrochene Äste:
Gebrochene Äste behindern die natürliche Kronenentwicklung und können zu unkontrolliertem Austrieb führen. Zudem besteht ein erhöhtes Risiko, dass sie bei weiterer Belastung herunterfallen. Der gezielte Schnitt ermöglicht eine saubere Wundheilung und verhindert Folgeschäden.
Die ZTV-Baumpflege als fachlicher Richtungsweiser
Statt selbst Hand anzulegen entscheiden sich viele Baumeigentümer bei der Kronenpflege für die Beauftragung eines professionellen Fachbetriebs. Diese halten sich bei ihrer Arbeit an die sogenannten „Zusätzlichen Technischen Vertragsbedingungen und Richtlinien für Baumpflege“, kurz ZTV-Baumpflege. Dieses anerkannte Regelwerk der Forschungsgesellschaft Landschaftsentwicklung Landschaftsbau e.V. beschreibt verbindliche Standards für Baumarbeiten, zu denen auch verschiedene Kronenschnitt-Maßnahmen zählen.
Für Auftraggeber bedeutet das: Wer eine Kronenpflege nach ZTV durchführen lässt, kann sich auf eine wissenschaftlich fundierte und baumschonende Ausführung verlassen.
Wuchsform und Zeitpunkt beim Kronenpflegeschnitt
Jede Baumart hat eine artspezifische Wuchsform, den sogenannten Habitus. Möchte man eine Baumkrone schneiden, sollte er bei der Baumkronenpflege berücksichtigt und beibehalten werden. Aber warum? Neben externen Faktoren wie den Wind- und Lichtverhältnissen gibt der Habitus die langfristige Entwicklung des Baumes vor. Würde man entgegen der natürlichen Wuchsform der Krone schneiden, erhöht man das Risiko für Fehlentwicklungen.
Vitalität und Verkehrssicherheit fördern
Gleichzeitig ist die Kronenform auf die physikalischen Eigenschaften des Holzes abgestimmt. Beispielsweise, wenn es um die Druck- und Zugfestigkeit geht. Entspricht der Kronenaufbau nicht dem Habitus, kann das Holz überstrapaziert werden, wodurch es zu Brüchen kommen kann. Dementsprechend hat die Wuchsform eine Schutzfunktion, die den Baum widerstandsfähiger gegenüber äußeren Einflüssen macht – beispielsweise Stürmen. Ein Kronenschnitt im Sinne der Baumvitalität und Verkehrssicherheit orientiert sich daher immer am Habitus.

Kugelbäume
Kugelbäume haben eine rundliche Krone, die gleichmäßig wächst und eine dichte Verzweigung im Feinastbereich aufweist. Ähnlich sind eiförmige Kronen, die an der Basis und Mitte breiter sind und sich zum Wipfel zuspitzen. Durch den Baumkronenschnitt wird die Form erhalten, sich kreuzende Triebe und Totholz entfernt. Beispiele für kugel- und eiförmige Bäume:
- Kugel-Robinie (Robinia pseudoacacia ‚Umbraculifera‘)
- Spitzahorn (Acer platanoides)
- Rotbuche (Fagus sylvatica)

Pyramidenbäume
Die Wuchsform von Säulen- und Pyramidenbäumen ist nach oben zugespitzt und zeigt eine starke Stammdominanz. Die Krone läuft in einer schmalen, aufrechten Spitze zusammen und wirkt sehr gerichtet. Beim Schnitt sollte auf die Stabilität der Mittelachse geachtet werden, Starkäste dürfen nicht in Konkurrenz zum Leittrieb geraten. Beispiele für Pyramidenbäume:
- Pyramidenpappel (Populus nigra ‚Italica‘)
- Säuleneiche (Quercus robur ‚Fastigiata‘)
- Gemeine Fichte (Picea abies)

Schirmbäume
Schirmbäume entwickeln eine flach gewölbte, breite Krone mit einer oft weit ausladenden Seitenverzweigung. Diese Form eignet sich gut für schattenspendende Bäume in Gärten oder Parks. Der Baumschnitt konzentriert sich auf die Erhaltung der waagerechten Ausrichtung. Beispiele für Schirmbäume:
- Pinie (Pinus pinea)
- Trompetenbaum (Catalpa bignonioides)
- Blauglockenbaum (Paulownia tomentosa)

Hängebäume
Äste von Hängebäumen neigen sich bogenförmig nach unten und erzeugen einen schleierartigen Eindruck. Diese Wuchsform verleiht ihnen eine charakteristische Eleganz. Insbesondere im Garten oder an Verkehrswegen sollten beim Baumschnitt zu tief hängende Triebe zurückgenommen werden, um ein ungestörtes Passieren zu ermöglichen. Beispiele für Hängebäume:
- Echte Trauerweide (Salix babylonica)
- Hänge-Buche (Fagus sylvatica f. pendula)
- Hänge-Birke (Betula pendula)
Auch der Zeitpunkt ist für den Kronenschnitt entscheidend. Zwar wird oft der Zeitraum von Oktober / November bis Februar / März empfohlen, doch aus baumbiologischer Sicht bietet die Vegetationsperiode Vorteile. Im Frühjahr und Sommer lassen sich tote Äste leichter erkennen. Gleichzeitig verfügt der Baum über mehr Energie für die Wundheilung. Dahingehend ist eine gute Vorbereitung der Schlüssel, um Kronen schonend und zielführend zu pflegen.
Abgrenzung zu stark eingreifenden Maßnahmen
Die regelmäßige Kronenpflege konzentriert sich vorrangig auf den Fein- und Schwachastbereich, also Äste mit einem relativ geringen Durchmesser. Dem Form- und Pflegeschnitt stehen stark eingreifende Schnittmaßnahmen gegenüber. Dazu zählen insbesondere der Kronensicherungsschnitt sowie Kroneneinkürzungen, die nach ZTV als separate Maßnahmen mit besonderen Anforderungen definiert sind. Sie kommen meist dann zum Einsatz, wenn die Stand- und Bruchsicherheit eines Baumes gefährdet ist.
Solche Maßnahmen greifen deutlich tiefer in den Kronenaufbau ein und können langfristig die Vitalität beeinträchtigen, sofern sie nicht fachgerecht ausgeführt werden. Die Kronenpflege hingegen verfolgt einen vorsorgenden Ansatz, der den natürlichen Habitus erhält und Fehlentwicklungen frühzeitig korrigiert. Eine genaue Unterscheidung ist wichtig, denn: Schneidet man zu viel ab, kann es dem Baum mehr schaden als nützen.
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